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Workshops gegen Diskriminierung

Montag, 19.06.2017, Kategorie: News

Ein starkes Team: das Studierendenwerk Darmstadt und die Albert Schweitzer-Schule in Groß-Zimmern

Von Ann-Kathrin Landzettel

„Jetzt bin ich doch ein wenig aufgeregt, aber ich freue mich riesig auf den heutigen Tag“, sagte Esra Erbas, die Teil des fünfköpfigen Tutoren-Teams des Projekts „Studium + M“ des Studierendenwerks Darmstadt ist. Gemeinsam mit Schüler*innen der Arbeitsgruppe „Schule ohne Rassismus“ (SoR) der Albert Schweizer-Schule in Groß-Zimmern hat das Tutoren-Team Workshops gegen Diskriminierung und Rassismus erarbeitet. Am 7. Juni fanden die ersten beiden Workshops an der Schule statt. Unter dem Motto „Schubladen-Denken? Ich doch nicht!“ hatten die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler der fünften und siebten Klassen die Möglichkeit, eigene Schubladen im Kopf aufzudecken und diese neu zu sortieren. „Wir haben für die Workshops in den letzten Monaten so viel vorbereitet. Es ist total aufregend, dass es jetzt losgeht. Wir sind total gespannt“, sagte Tutor Dixon Wong kurz vor Beginn.

Diskriminierungsbarometer: fair oder unfair?

Eine der ersten Übungen war das Diskriminierungsbarometer. Hier sollten die Schüler*innen unter anderem entscheiden, ob sie Aussagen wie „Eine muslimische Lehrerin darf nicht mit Kopftuch in den Unterricht gehen“ oder „Als Brasilianerin hast du das Tanzen doch im Blut“ als fair oder unfair empfinden. „Unfair“ lautete die einstimmige Meinung zum Kopftuchverbot. Deutlich unterschiedlicher waren die Ansichten zum Tanzen. „Es ist doch ein Kompliment“, findet ein Junge und stellt sich auf „Fair“. Ein Mädchen findet: „Wer sagt denn, dass alle Brasilianerinnen gut tanzen können?“ und stellt sich auf „Unfair“. Fleißig diskutiert wurde auch die Behauptung „Alle Jungs sind besser in Mathe und alle Mädchen besser in Kunst“. Während einige Jungen fanden, dass das stimmt, gaben andere zu, Mathe nicht zu verstehen – Kunst aber zu mögen. Und die Mädchen, die die gut in Mathe sind, verteidigten ihr Können.

Schubladen im Kopf können andere verletzen

Bei der abschließenden Besprechung dieser Übung waren sich aber alle wieder einig: Es gibt nicht die eine Wahrheit. Jeder hat seine ganz eigenen Sichtweisen und Fähigkeiten, so das Fazit der Schüler*innen. Einig waren sich die Teilnehmenden auch darin, dass Schubladen im Kopf verletzen und zu Ausgrenzung führen können. Und dass jeder so akzeptiert werden sollte, wie er ist. Was in der Theorie einfach klingt, ist es in der Praxis nicht immer. Das wissen auch die Schülerinnen und Schüler. „Wir haben alle Schubladen im Kopf. Diese zu erkennen ist die eine Sache. Schwieriger ist es aber, das auch im Alltag zu merken und anders zu handeln“, fand etwa Katrin aus der siebten Klasse. „Es werden doch immer wieder andere ausgegrenzt.“ Das stimme zwar, bestätigte Tutor Kizito Odhiambo. Doch wer sich die Schubladen immer wieder bewusst mache, könne sie in bestimmten Situationen leichter schließen. Und auch wenn man nicht jede Schubladen entdecke: Selbst wer nur eine kleine Schublade erkenne, gehe bereits einen wichtigen Schritt gegen Ausgrenzung und Diskriminierung.

Der erste Eindruck ist nur die Spitze des Eisberges

Wie eng Ausgrenzung und Unwissenheit zusammenhängen, verdeutlichten das Tutoren-Team und die SoR-Gruppe den Teilnehmenden anschließend symbolisch anhand eines Eisberges. Während die Spitze nur einen kleinen Teil des Gegenübers zeigt, wie etwa Sprache, Kleidung, Mimik und Gestik, ist der viel größere und bedeutendere Teil unter Wasser versteckt. Dieser birgt Gefühle, Werte, Gedanken und bestimmte Einstellungen. „Daher ist es so wichtig, dass man den anderen erst kennenlernt, bevor man über ihn urteilt. Über das Sichtbare allein kann man nicht auf den Menschen schließen“, so das abschließende Fazit der jungen Teilnehmer*innen.

Ein Workshop mit viel Spaß und regem Austausch

„Unglaublich, wie toll die Klassen mitgemacht haben“, staunten am Ende die Tutorin E. Yilmaz und Tutor Nicolay Zakuterin. Und auch das SoR-Team freute ich über das Interesse ihrer Mitschüler. Für sie sind die Workshops ein wichtiges Puzzelteil im Kampf gegen Diskriminierung und Ausgrenzung. Ebenfalls stolz war Christina Wendt, die Leiterin des Projekts „Studium + M“ und interkulturelle Coach: „Das war ein wirklich gelungener Tag und alle haben ihr Bestes gegeben.“ Und Lehrer Sven Dwelk, der den Arbeitskreis an der Schule mit ins Leben gerufen hat, ergänzte: “Das ist ein ganz besonderes Projekt und es ist schön, so viel Einsatz zu sehen und mitzuerleben, wie sich aus einer Idee ein so großartiger Workshop entwickelt hat. Jetzt sind wir gespannt auf die nächsten Workshops am 12. Juni für die sechsten und achten Klassen.“